geb.: 11. 08. 1827, Gotha
gest.:28. 11. 1905, Wien
Der aus Gotha stammende Künstler absolvierte das Wiener Polytechnikum und die Akademie der bildenden Künste und studierte anschließend in Berlin. Nach seiner Rückkehr 1851, arbeitete er zunächst im Atelier von van der Nüll und Sicard und dann bei Förster.
Acht Jahre lang betätigte sich Thienemann am Streckenbau der Kaiserin Elisabeth Westbahn, ehe er sich Ende der 60 er Jahre selbständig machte und als Chefarchitekt am Bau der Kronprinz Rudolf Bahn mitwirkte.
Zahlreiche Bauten wurden in Wien nach seinen Plänen ausgeführt, zu erwähnen sind vor allem das zwischen 1870 und 1872 im „Hansenstil“ errichtete Doppelgebäude des Österreichischen Ingenieur – und Architektenvereins und des Niederösterreichischen Gewerbevereins in der Eschenbachgasse, der Stephanshof und Grabenhof – letzterer gemeinsam mit Otto Wagner sowie der inzwischen nicht mehr existierende Kärntnerhof in der Kärntnerstraße. Zu seinen Bauten zählten auch das Dianabad, der um 1880 der mit französischen Barockmotiven verzierte Renaissancebau auf dem Bauernmarkt und das Geschäftshaus der Assicurazioni Generali. Für den evangelischen Waisenversorgungsverein entwarf er die Pläne für den Neubau in der Wienstraße 51 (heute Hamburgerstraße 3).
Thienemann nahm auch am Wettbewerb zum Bau des Rathauses teil und erreichte den zweiten Preis.
Er war als weltliches Mitglied des Presbyteriums mit der Funktion des Kirchenvaters betraut.
Lit:
Czeike Felix: Historisches Lexikon Wien, Bd. 5, Wien 1997, S. 447 Ginhart Karl: Wiener Kunstgeschichte, Wien 1948, S. 203 Lehmanns Wiener Adreßbuch 1900, Wien 1900, Teil I, S. 121