Dipl. Ing. Dr. Alexander SCHAAF

Schausteller

geb.: 5. 10. 1923, Wien
gest.: 22. 05. 1996, Wien

Alexander Schaaf wurde 1923 im Prater geboren, er stammt aus der ältesten großen Prater – und Schaustellerfamilie, die seit mehr als 130 Jahren in diesem Metier tätig ist. Der Urgroßvater August Schaaf kam aus Sachsen und tourte durch Mitteleuropa mit kleinen Menagerien oder einem Affentheater. Er gründete 1866 seinen ersten Betrieb im Prater und zeigte Riesen und Zwerge, ein Mädchen ohne Arme und Beine und holte den „Rumpfmenschen“ Nikolai Kobelkoff aus Sibirien in seinen Betrieb.

Der Großvater Friedrich Carl brachte die ersten Schaukelpferde in den Prater, die Federn dafür wurden in Paris angefertigt. Als weitere neue Pratersensationen präsentierte er die erste Notenblattorgel, den ersten Cinematographen und die erste Rutschbahn sowie den „Velocipedecircus.“

Ing. Karl Schaaf der Vater von Alexander, war mit der Enkelin von Nikolai Kobelkoff verheiratet eröffnete 1911 das Aeroplankarussell. In der Schlussphase des Zweiten Weltkrieges brannten die meisten Objekte des Praters ab, nur fünf Hütten blieben bestehen. Ing. Karl Schaaf konnte Geldgeber auftreiben und begann mit dem Wiederaufbau.

Alexander Schaaf war im Zweiten Weltkrieg eingezogen worden und in Kriegsgefangenschaft geraten. Im Februar 1946 kam er wieder heim und musste fünf Monate später den Betrieb seines Vaters nach dessen plötzlichen Tod übernehmen. Im Verein mit seinen Geschwistern und Verwandten aus den Familien Kobelkoff und Wilfert gelang nicht nur der Neubeginn sondern es gelang ein kleines Praterimperium aufzubauen, das im Laufe der Zeit den jeweiligen Publikumsinteressen angepasst wurde. 65 der rund 200 Praterbetriebe befinden sich im Besitz der Familie Schaaf oder ihrer Verwandten. Nicht zu Unrecht wurde Alexander Schaaf als „Praterkönig“ tituliert.

Am Tag seines Begräbnisses hatten alle Betriebe der Familie geschlossen und schwarze Fahnen wehrten zum Zeichen der Trauer. Dass die Tradition erhalten bleibt, dafür sorgen eine Tochter, dreizehn Enkel- und fünf Urenkelkinder.

Seine Erfahrungen, Leistungen aber auch Sorge um die Branche brachten es mit sich, dass Alexander Schaaf in zahlreichen Gremien und Institutionen saß und einige auch begründet hatte. So geht auf ihn der Wiener Schaustellerverband oder die Prater – Seelsorge zurück und war er Vorsitzender des Sicherheitsausschusses für Vergnügungsbetriebe in Europa und Ehrenvizepräsident der europäischen Schaustellerunion (ESU), sowie Funktionär in der Wiener Handelskammer.

Unter dem Namen „Liliom“ gehörte er der „Schlaraffia“ an.

Lit.:
WSTLA: Biographischer Akt Hübner Ralph (Hrsg.): Who is who in Österreich, Cham 1985, S. 928